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  • AutorenbildChristine Lehner

Damien Hirst @ MUCA

Aktualisiert: 19. März

The Weight of Things


Dass das kleine aber feine Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA) in München Werke internationaler Topstars wie Banksy, Kaws oder Barry McGee beheimatet, dürfte mittlerweile bekannt sein.


Mit der im Oktober 2023 eröffneten Solo-Ausstellung The Weight of Things ist den MUCA-Gründern Stephanie und Christian Utz ein weiterer Coup gelungen: erstmals in Deutschland präsentieren sie die bekanntesten  - und stark polarisierenden - Werke des britischen Malers, Bildhauers und Installationskünstlers Damien Hirst, darunter auch den berühmten Diamantenschädel (Offizieller Titel: For the Love of God, Wert: rund 50 Millionen Pfund) und den in drei Teile geschnitten und in Formaldehyd konservierten Haifisch aus der Reihe Natural History.




KILOMETERLANGE SCHLANGEN? FEHLANZEIGE!


Betritt man das MUCA an einem verregneten Freitagnachmittag, so wird man durchaus überrascht: statt einer endlosen, auf Einlass drängelnden Besucherschlange trifft man auf etwa ein Dutzend Männer und Frauen mittleren Alters, die sich, genau wie ich, für eine geführte Tour durch die Ausstellung entschieden haben.


An der Museumskasse sitzen zwei junge Damen, die dem (angesichts des millionenschweren Objektes eher unterbesetzt wirkenden) Aufsichtspersonal noch schnell ein paar Anweisungen zurufen. Schon geht’s los, die Gruppe wird in den „MUCA-Bunker“ geführt, ein an das Museum mehr oder weniger angegliederter Nebenraum, wo der weltberühmte, funkelnde Schädel hinter Schutzglas ausgestellt ist (Anm.: nur bis 28. Januar 2024). Erhellende Worte zu dem Meisterwerk mit den 8.601 glitzernden Steinen, ausreichend Gelegenheit für Fotos - und weiter geht‘s. Es beginnt der eigentliche rund 60 minütige Rundgang im Hauptgebäude des MUCA, zu den nicht weniger beeindruckenden Werken des Künstlers.


KUSCHELIGE "SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT" TRIFFT AUF UNBEHAGEN


Das MUCA zeigt sich den Besuchern in Aufbau und Wirkung der Ausstellung (die Hirst übrigens selbst kuratiert hat!) völlig unprätentiös, keinesfalls gleichgültig, doch angesichts der Exponate von Weltrang fast schon „tiefenentspannt“. Das ist nicht unbedingt negativ: es entsteht ein Gefühl "kuscheliger Selbstverständlichkeit". Ja, in München ist man Kunst auf Weltniveau gewohnt, kuschelt gern mit ihr. Und dennoch hat genau diese wohlige Behaglichkeit auf mich persönlich einen irritierenden Effekt. Es ist schon fast zu kuschelig, zu heimisch, zu entspannt – trotz der teils verstörenden Werke Hirsts, die durchaus Unbehagen bereiten können.


Ist das so gewollt? Vielleicht ist dieses "runde Gefühl" auch der Tatsache geschuldet, dass sich Hirst kleine Modellbauten des MUCA zu sich nach Hause hat schicken lassen, um die Hängung und Positionierung seiner Kunst en Detail zu planen, wie uns im Rundgang erklärt wird. Die Räume sind ideal konzipiert, die Kunst fügt sich perfekt ein, nichts ist dem Zufall überlassen. Und diese Harmonie spürt man. Schließlich passt das Gefühl des "Wohlfühlens" auch in das Konzept des Museums, das nicht als klassisches Museum, sondern laut Aussage der Gründer vielmehr als "Ort der Begegnung" gedacht ist.


HIER IST ETWAS GROßES ENTSTANDEN


Meine Gruppe ist jedenfalls begeistert von den Spot Paintings Hirsts, erschaudert vor dem konservierten Haupt einer Kuh (genau wie der Hai Teil der Serie Natural History) und erschrickt  angesichts der Masse an Zigaretten im überdimensionalen Aschenbecher, der den Titel Krematorium trägt.  


Ja, die Ausstellung bzw. die Werke selbst polarisieren, faszinieren und hypnotisieren zugleich, doch meine Gruppe ist sich an diesem Tag einig: hier ist etwas Großes entstanden. Ich selbst stehe sogar kurz davor, mir eine, für meinen Geschmack zwar etwas hochpreisige, dafür aber richtig stylische Stofftasche bedruckt mit dem Diamantenschädel zu kaufen. Denn eins möchte ich mir auf jeden Fall bewahren (wenn auch nicht in Formaldehyd): das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Bei Damien Hirst und The Weight of Things, hier im MUCA.

 

DIE AUSSTELLUNG LÄUFT NOCH BIS HERBST 2024


Fotos: ©Christine Lehner mit freundlicher Genehmigung des MUCA.



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